Angelo Cottinelli
1909–1944
Angelo Cottinelli wird 1909 in Brescia, Italien, als zweites von drei Kindern geboren. Sein Vater ist Notar, seine Mutter kümmert sich um den Haushalt. Angelo Cottinelli verdient etwas Geld mit Gelegenheitsarbeiten und hilft auf einem landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters mit. Vom Militärdienst wird er 1929 wegen gesundheitlicher Probleme freigestellt.
1943 wird Angelo Cottinelli trotz seiner Erkrankung zur Armee eingezogen, bald jedoch in ein Krankenhaus eingeliefert. Als Italien im September 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten schließt, gerät auch Angelo Cottinelli als Militärangehöriger in deutsche Gefangenschaft. Er wird ins Stammlager XIII D Nürnberg-Langwasser transportiert. Laut seiner Gefangenen-Personalkarte gilt er als gesund und muss daher in den „Arbeitseinsatz“ nach Roth. Nach kurzer Zeit wird er allerdings ins Reservelazarett für Kriegsgefangene in Nürnberg-Langwasser eingewiesen.
„Liebste Eltern, mit Freude habe ich diese Woche den Brief vom 16.11.43 erhalten, und es hat mich sehr bewegt, diese Zeilen von Euch zu lesen. Es freut mich, zu wissen, dass Ihr alle bei bester Gesundheit seid, und ich bitte den lieben Gott stets, dass dies so bleibt und wir uns bald wieder in die Arme schließen [können]. Auch mir geht es gut; die Arbeit ist leicht, und ich habe gute Freunde. Zum Glück ist [mein] Bruder Gino [Luigi] bei Euch zu Hause, und ich danke ihm, dass er mein Schicksal so liebevoll verfolgt. Im nächsten Paket erwarte ich ein Unterhemd und den Bleistiftspitzer. Es freut mich zu hören, dass meine Kommode nicht angerührt wurde. …“
Anstatt sich zu stabilisieren, geht es Angelo Cottinelli zunehmend schlechter. Aufgrund seines Gesundheitszustands wird er zur Repatriierung vorgeschlagen, doch kommt dieser Vorstoß zu spät. Er stirbt am 25. Juni 1944 im Alter von 34 Jahren im Reservelazarett Neumarkt in deutscher Gefangenschaft und wird auf dem städtischen Friedhof in Neumarkt begraben.
„Mein Testament – 24. Juni 1944: Ich, der Unterfertigte, Cottinelli Angelo, errichte im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte vor dem Kruzifix mein eigenhändig verfasstes Testament. Ich hinterlasse mein Fahrrad meinem Bruder, der es zur Erinnerung [an mich] behalten soll. Meine Firmuhr hinterlasse ich zum Andenken meiner Mama. Ein Wertpapier im Wert von 500 Lire hinterlasse ich meinem Patenkind Bettoni Giuseppe Romolo, damit er bei seinen Gebeten an mich denkt. Meiner Schwester Angela Maria hinterlasse ich meine Briefmarkensammlung und alle meine Bücher sowie ein Wertpapier im Wert von 1.000 Lire. Ich möchte, dass sie die Briefmarken zur Erinnerung [an mich] behält.
Den kleinen Neffen Vincenzino und Tonino hinterlasse ich meinen Baukasten. Cristina Conti hinterlasse ich einen Betrag in Höhe von 500 Lire, die Ihr ihr für all die Freuden, die sie mir im Laufe meines Lebens bereitet hat, geben werdet. Bettoni Angelo hinterlasse ich einen Betrag in Höhe von 500 Lire, damit er sich an mich erinnert. Verteilt meine Kleidung an Bettoni Angelo und Bettoni Pietro. Falls ich in Deutschland sterbe, tut mir den Gefallen, mich in meine Heimat transportieren und ins Familiengrab legen zu lassen. Des Weiteren hinterlasse ich den Comboni-Missionaren 1.000 Lire, damit sie für mich beten. …“
„… Sorgt dafür, dass meine Beerdigung schlicht sein wird, und auch der Sarg soll schlicht sein, und ich will auch keine Blumen. Aber ich möchte, dass Ihr mit dem Geld, das Ihr für Blumen ausgegeben hättet, Gutes tut und Messen lesen lasst. Gebt demjenigen, der eine Messe zelebrieren lassen möchte, einen Betrag in Höhe von 200 Lire. Außerdem hinterlasse ich Bettoni Rita einen Betrag in Höhe von 100 Lire, die Ihr von den Sparbüchern abheben werdet. Kündigt bitte das auf mich lautende Schließfach bei der Bank Banca di S. P., in dem sich ein Banksparbuch befindet, und löst bitte das gesamte Sparbuch auf. Zu Urkund dessen unterzeichne ich und wünsche, dass alles, was hier niedergeschrieben ist, so schnell wie möglich ausgeführt wird. Angelo Cottinelli“