Eugene Murphy
1917–1988

© Ryan Barr
Eugene Sylvester Murphy wird an Silvester 1917 in Taylorville, Illinois, geboren. Er hat einen Bruder und drei Schwestern. Nach der Schulausbildung arbeitet er im Verkauf. Seit Ende 1940 ist er bei der Armee. Nach Einsätzen zur Bewachung des Panama-Kanals 1942 beginnt die Ausbildung seiner Einheit für den Kriegseinsatz in Europa. Die USA sind im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten.
Über Glasgow, Südengland und Frankreich erreicht Eugene Murphy mit seiner Einheit Ende Oktober 1944 Luxemburg und Belgien. Hier werden sie vom letzten Gegenangriff der Deutschen an der Westfront überrascht – der sogenannten Ardennenoffensive –, bei der viele US-Amerikaner ihr Leben verlieren. Eugene Murphy überlebt die Kämpfe, gerät aber in deutsche Gefangenschaft. Weihnachten 1944 kommt er mit einem Transport ins Lager Langwasser. Zu dieser Zeit herrschen hier zunehmend chaotische Zustände.

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„In Nürnberg war es nötig, dass immer zwei Männer zusammen in einem Bett schliefen, um nicht zu erfrieren. Jerry Redding, mein Hauptfunker, und ich teilten uns ein Bett. Wir benutzten seine Feldjacke, zogen den Reißverschluss zu und steckten unsere Füße hinein. Meine Jacke hatten wir um die Schultern gewickelt. Tagsüber verbrachten wir Stunden damit, einander die durchgefrorenen Füße zu reiben und sie gegenseitig an unseren Körpern zu wärmen, um den Blutkreislauf anzuregen und Wundbrand zu verhindern. Wenn dann unsere Füße und Hände wieder warm wurden, war der Schmerz so groß, dass man schreien wollte.“
Über die schwierigen Lebensbedingungen im Lager Langwasser schreibt er seinen Eltern 1944/45 nichts. Sie finden hingegen Eingang in seine Erinnerungen. Sein rückblickender Bericht über die zwei Monate als Kriegsgefangener im Stalag XIII D handelt vor allem von fehlenden Brennmaterialien, mangelnder Hygiene, Luftangriffen und Hunger.

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„Unser Schicksal als Kriegsgefangene war ein immerwährender Hungerzustand und zudem schlicht Langeweile. Denn zu tun gab es nicht viel, außer Gesprächen über Essen, in denen wir uns selbst lahmlegten, indem wir Speisepläne aufstellten, von denen die meisten ziemlich abgedreht waren. Früher und unter anderen Umständen drehte sich das Gespräch, wenn zwei oder mehr GIs zusammenkamen, um Frauen, aber hier im Kriegsgefangenenlager war das keineswegs so, denn das Hauptthema war Essen.“
An anderer Stelle listet Eugene Murphy die Tagesrationen auf und schließt mit den Worten: „Für jemanden, der abnehmen möchte, ist das eine höchst wirkungsvolle Methode. Ich habe mein Gewicht von etwa 150 Pfund auf 105 Pfund reduziert.“

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Im April 1945 wird er in Südbayern von US-Truppen befreit und kehrt noch im Mai zurück in die USA. Er gründet eine Familie. Seine Frau Leona Murphy und er haben fünf Kinder. Er arbeitet bei der Gulf, Mobile and Ohio Railroad, die das Eisenbahnnetz in den Bundesstaaten im mittleren Westen bis zu den Südstaaten betreibt. Eugene Murphy stirbt 1988 im Alter von 70 Jahren.

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