Eugene Murphy

1917–1988

2
Eugene Murphy im Alter von 24 Jahren, Juli 1942
© Ryan Barr

Eugene Sylvester Murphy wird an Silvester 1917 in Taylorville, Illinois, geboren. Er hat einen Bruder und drei Schwestern. Nach der Schulausbildung arbeitet er im Verkauf. Seit Ende 1940 ist er bei der Armee. Nach Einsätzen zur Bewachung des Panama-Kanals 1942 beginnt die Ausbildung seiner Einheit für den Kriegseinsatz in Europa. Die USA sind im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten.

Über Glasgow, Südengland und Frankreich erreicht Eugene Murphy mit seiner Einheit Ende Oktober 1944 Luxemburg und Belgien. Hier werden sie vom letzten Gegenangriff der Deutschen an der Westfront überrascht – der sogenannten Ardennenoffensive –, bei der viele US-Amerikaner ihr Leben verlieren. Eugene Murphy überlebt die Kämpfe, gerät aber in deutsche Gefangenschaft. Weihnachten 1944 kommt er mit einem Transport ins Lager Langwasser. Zu dieser Zeit herrschen hier zunehmend chaotische Zustände.

3 2
Eugene Murphy als Soldat einer Aufklärungseinheit der US-Army, um 1942
© Ryan Barr
3 1
Eugene Murphy als Soldat einer Aufklärungseinheit der US-Army, um 1942
© Ryan Barr
4
Mit dieser Postkarte teilt Eugene Murphy seinen Eltern aus dem Kriegsgefangenenlager Langwasser mit, dass er gesund sei und gut behandelt werde. Er hoffe, dass es ihnen auch gut gehe und bittet sie, alle Bekannten von ihm zu grüßen, 5. Februar 1945.
© Ryan Barr

„In Nürnberg war es nötig, dass immer zwei Männer zusammen in einem Bett schliefen, um nicht zu erfrieren. Jerry Redding, mein Hauptfunker, und ich teilten uns ein Bett. Wir benutzten seine Feldjacke, zogen den Reißverschluss zu und steckten unsere Füße hinein. Meine Jacke hatten wir um die Schultern gewickelt. Tagsüber verbrachten wir Stunden damit, einander die durchgefrorenen Füße zu reiben und sie gegenseitig an unseren Körpern zu wärmen, um den Blutkreislauf anzuregen und Wundbrand zu verhindern. Wenn dann unsere Füße und Hände wieder warm wurden, war der Schmerz so groß, dass man schreien wollte.“
Über die schwierigen Lebensbedingungen im Lager Langwasser schreibt er seinen Eltern 1944/45 nichts. Sie finden hingegen Eingang in seine Erinnerungen. Sein rückblickender Bericht über die zwei Monate als Kriegsgefangener im Stalag XIII D handelt vor allem von fehlenden Brennmaterialien, mangelnder Hygiene, Luftangriffen und Hunger.

5 1
Innenaufnahme in einer Baracke in Nürnberg-Langwasser. Einem amerikanischen Kriegsgefangenen gelingt es, einen Fotoapparat in das Lager zu bringen und heimlich Fotos zu schießen. Da die Aufnahmen im Verborgenen gemacht werden müssen, sind viele Bilder verwackelt oder unterbelichtet. Sie geben jedoch aus Sicht der Gefangenen Einblick in das Leben im Lager 1944/45. Nach dem Krieg verbreiten sich die Bilder unter den amerikanischen Soldaten.
© Ryan Barr
5 2
Auch Eugene Murphy erhält diese Aufnahmen, die er seinem persönlichen Fotoalbum und seinem Erinnerungsbericht über die Gefangenschaft beifügt. Hier zu sehen: ein Wachturm und die Umzäunung aus Sicht der Lagerinsassen.
© Ryan Barr
6
Verteilung von Rot-Kreuz-Paketen im Innern einer Baracke. Seit Mitte Januar 1945 bekommen jeweils vier Gefangene alle zwei Wochen ein Paket. Eugene Murphy erinnert sich später: „Bei der Aufteilung der Pakete unter vier Leuten stellte sich heraus, dass die Männer Augen wie ein Luchs hatten.“
© Ryan Barr
 

„Unser Schicksal als Kriegsgefangene war ein immerwährender Hungerzustand und zudem schlicht Langeweile. Denn zu tun gab es nicht viel, außer Gesprächen über Essen, in denen wir uns selbst lahmlegten, indem wir Speisepläne aufstellten, von denen die meisten ziemlich abgedreht waren. Früher und unter anderen Umständen drehte sich das Gespräch, wenn zwei oder mehr GIs zusammenkamen, um Frauen, aber hier im Kriegsgefangenenlager war das keineswegs so, denn das Hauptthema war Essen.“
An anderer Stelle listet Eugene Murphy die Tagesrationen auf und schließt mit den Worten: „Für jemanden, der abnehmen möchte, ist das eine höchst wirkungsvolle Methode. Ich habe mein Gewicht von etwa 150 Pfund auf 105 Pfund reduziert.“

7 2
Schemenhaft sind vor der Barackenreihe im Bildhintergrund Gefangene beim Appell zu sehen, Langwasser 1945. Die Freifläche im Vordergrund zeigt die Zerstörung weiter Teile des Barackenlagers durch einen Luftangriff Ende August 1943 an.
© Ryan Barr

Im April 1945 wird er in Südbayern von US-Truppen befreit und kehrt noch im Mai zurück in die USA. Er gründet eine Familie. Seine Frau Leona Murphy und er haben fünf Kinder. Er arbeitet bei der Gulf, Mobile and Ohio Railroad, die das Eisenbahnnetz in den Bundesstaaten im mittleren Westen bis zu den Südstaaten betreibt. Eugene Murphy stirbt 1988 im Alter von 70 Jahren.

8 1
Eugene Murphy mit seiner Frau Leona und den fünf gemeinsamen Kindern (vorne: Donald; hinten von links: Sandra, Barbara, Patricia und Jean Marie), 1965
© Ryan Barr
8 2
Eugene Murphy (vorne rechts) mit einigen befreundeten Kriegsveteranen, 1981. Vor ihm auf dem Tisch liegen seine Erinnerungen an den Kriegseinsatz.
© Ryan Barr

Weitere Biografien