Pawel Ermoschenko
1921–1941
Pawel Ermoschenko kommt 1921 als letztes von 8 Kindern im Südwesten Russlands zur Welt. Als er fünf Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Sein Vater heiratet erneut und so werden Pawel und seine Geschwister von ihrer Stiefmutter aufgezogen. Die Schule besucht Pawel vor allem im Winter, da er die restlichen Monate zu Hause mithilft: Sein Vater hat eigene Schafe, Kühe, Ochsen, Geflügel und bestellt einen Obst- und Gemüsegarten. Als Jugendlicher arbeitet Pawel als Hirtenknabe, später als Schafshirt.
1941 wird er zum Militär einberufen. Er gerät wenige Stunden nach dem Angriff auf die Sowjetunion bei Brest in deutsche Gefangenschaft. Über ein Kriegsgefangenenlager in Schlesien kommt er im Oktober 1941 in das „Russenzeltlager Nürnberg-Langwasser“. Unter katastrophalen Bedingungen muss er hier leben und im Arbeitskommando 298 auf dem Reichsparteitagesgelände Erde umschichten.
Zusammen mit mehreren Dutzend Kameraden aus dem Arbeitskommando fällt er im November 1941 dem Mordprogramm von Wehrmacht, Gestapo und SS an den sowjetischen Kriegsgefangenen zum Opfer – den sogenannten „Aussonderungen“. Er wird zum SS-Schießplatz Hebertshausen gebracht und von dem SS-Personal des nahegelegenen Konzentrationslagers Dachau exekutiert. Pawel Ermoschenko wird nur 20 Jahre alt.
„Danach brachte man uns in die Nähe von Nürnberg in große weiße Zelte, circa 700 Personen. Wir wurden schlecht mit Essen versorgt und so fanden sich unter uns einige, die das Kommando übernahmen: Sie haben uns in Züge aufteilen und einen Aufstand machen wollen, indem wir ein Waffen- und Lebensmittellager beschlagnahmen und uns in die Berge nach Westen durchschlagen. Aber wir wurden verraten. Die Gestapo kam, man ließ uns mit dem nackten Oberkörper in 3er-Reihen antreten und untersuchte unsere Hände, Gesicht, Hals und Augen. Wer ihnen verdächtig vorkam, der musste seine Hose herunterziehen. Sie suchten Juden und Leute mit intellektuellen Berufen. Es wurden circa 70 Mann ausgewählt und man führte sie ab, ich weiß nicht, wohin.“
Erinnerungen an die „Aussonderungen“ des sowjetischen Kriegsgefangenen Iwan Melnikow, der selbst 1941/42 in Nürnberg-Langwasser von der Gestapo überprüft, aber nicht ausgewählt wird.