Wasilij Ismajlow

1912–1944

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Wasilij Ismajlow, um 1930
© Familienarchiv Ismajlow

Wasilij Ismajlow wird 1912 in der Stadt Tula, Russland, geboren. Sein Vater Dmitrij Ismajlow ist Beamter, seine Mutter Elisaweta Ismajlowa, geborene Suschkina, stammt aus einer angesehenen Kaufmann- und Bankiersfamilie. Wasilij ist ihr drittes Kind. Im Jahre 1935 beginnt er sein Studium am Institut für Nachrichtenwesen in Moskau, das er 1941 mit dem Diplom abschließt. In Moskau lernt er Warwara Jarowaja kennen. Die beiden heiraten und 1938 kommt ihre erste Tochter Waleria zur Welt, 1940 folgt Elisaweta.

001 Wasilij 10 Jahre Vermutlich 1922
Wasilij Ismajlow im Alter von zehn Jahren. Zu diesem Zeitpunkt lebt er mit seiner Familie in der Pionerskaja Straße 36 in Tula. Bis zur Oktoberrevolution trug die Straße den Namen der Familie seiner Mutter, Suschkinskaja Straße – zum Dank für die zahlreichen Spenden der Familie Suschkin für die Stadt Tula.
© Familienarchiv Ismajlow
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Wasilij Ismajlow, seine Ehefrau Warwara Ismajlowa und Tochter Waleria, um 1939
© Familienarchiv Ismajlow
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Die beiden Töchter Elisaweta und Waleria, um 1944
© Familienarchiv Ismajlow

Das Glück der jungen Familie endet jäh mit dem Kriegsausbruch. Wasilij Ismajlow wird zum Militär einberufen. Im August 1942 gerät er bei Stalingrad in Gefangenschaft. Er kommt nach Franken und wird spätestens seit Frühjahr 1943 in Nürnberg zur Enttrümmerung und dem Bau von Luftschutzbunkern eingesetzt.

014 Brief Vom 14
Feldpost von Wasilij Ismajlow an seine Frau, Juli 1942. Es ist der letzte Brief vor der Gefangennahme und sein letztes Lebenszeichen.
© Familienarchiv Ismajlow
015 Brief Vom 14
Feldpost von Wasilij Ismajlow an seine Frau, Juli 1942
© Familienarchiv Ismajlow
 

„Guten Tag liebe Warwara,
ich versuche heute, dir bei der nächstbesten Gelegenheit diese Karte zu schicken (nur so kann man hier Lebenszeichen von sich geben). Mir geht es gut. Wir haben viel zu tun in Erwartung großer Taten. Mach dir keine Sorgen um mich. Wie geht es dir? Von jetzt an wird unser Kontakt noch schwieriger. Ich bitte dich, wenn du etwas von mir hörst, erzähle es der Mama, und ich werde sie bitten, dasselbe zu tun. Alles Gute. Bleibt gesund! Kuss an euch alle. Wasja. 17.7.1942 Bitte schreib’ mir öfter.“

„In diesem Lager [in Erlangen] war ich bis zum 21. Oktober 1943, danach wurde unser ganzes Arbeitskommando nach Nürnberg überstellt. Nach der Ankunft wurden wir im Lager für Kriegsgefangene Nr. 10102 untergebracht. Hier verrichtete ich verschiedene Hilfsarbeiten, z.B. räumten wir [den Schutt von] Straßen nach Bombenangriffen, gruben Luftschutzbunker, arbeiteten bei einem Ziegelwerk usw. In diesem Lager gab es circa 100 russische Kriegsgefangene, sonst niemanden. Im Arbeitskommando Nr. 10102 waren ausschließlich Offiziere der Roten Armee.“
Der sowjetische Kriegsgefangene Alexandr Jakutow über das Arbeitskommando 10102, dem auch Wasilij Ismajlow zugeteilt war

Ungefähr die Hälfte seiner Gefangenschaft in Nürnberg verbringt Wasilij Ismajlow, der vor dem Krieg gesund war, im Reservelazarett für Kriegsgefangene in Nürnberg-Langwasser. Er verbleibt hier jeweils Wochen oder sogar Monate, bevor er erneut in sein Arbeitskommando versetzt wird. Am 27. November 1944 schließlich verstirbt er im Lazarett. Er wird auf dem Nürnberger Südfriedhof in einem Massengrab beigesetzt. Dort befindet sich sein Grab noch heute.

Ismajlow Lazarettkarte 3
Lazarettkarte von Wasilij Ismajlow aus dem Reservelazarett für Kriegsgefangene in Nürnberg-Langwasser. Am 27. November 1944 verstirbt er. Seine Familie wird hierüber nicht informiert.
© Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, Podolsk / obd.memorial.ru
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Mit seiner Mutter und weiteren Angehörigen reist Felix Ismajlow 2011 zum Grab seines Großvaters. Sie schmücken den Eintrag „Ismajlow Wasilij *7.4.1912 – †27.11.1944“ auf einer Namenstafel für 500 hier begrabene Kriegsgefangene aus der Sowjetunion mit persönlichen Andenken, Brot und Fotos.
© Familienarchiv Ismajlow
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Felix Ismajlow am Grab seines Großvaters auf dem Südfriedhof, 2011. Jahrelang hat er das Schicksal seines Angehörigen recherchiert und schließlich dessen letzte Ruhestätte in Nürnberg gefunden.
© Familienarchiv Ismajlow

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